12/2021 Offener Brief


Update zur Initiative „Solidarische Wetterau“, 23.01.2022

Nach vier erfolgreichen Gegendemonstrationen haben sich die Initiatoren Ausländerbeirat, Theater Alte Feuerwache e. V. und JUKA e. V. entschieden, vorerst nicht mehr weitere Versammlungen in Bad Nauheim anzumelden. Weil wir die Gesundheit und Sicherheit der Teilnehmer:innen nicht riskieren wollen, haben wir eine Unterschriftenaktion gestartet.

Ihr könnt dabei helfen, dass die Wetterau in der Pandemie Solidarität zeigt – mit einer digitalen Stimme und dem Teilen und Weiterleiten der Aktion an Freunde und Familie:

Zur Unterschriftenaktion

Wir als Förderverein für Jugendkultur und -arbeit verstehen uns als Kulturschaffende und damit auch als Teil der aktiven Kulturszene. Doch gerade diese hat es in der aktuellen Lage nicht einfach, da ein Ende der Pandemie noch nicht in Sicht ist. Umso entschlossener wollen wir gemeinsam Teil einer Lösung sein und nicht Teil des Problems.

Ein Phänomen, welches von der Geschichte und der Kultur Bad Nauheims nicht weiter entfernt sein könnte, sind die nun auftauchenden „Montagsspaziergänge“. Das sind Ansammlungen von verschiedensten Menschen mit meist fragwürdigen Überzeugungen, welche in einer Art Parallelwelt zu leben scheinen. Wir beobachten diese organisierten Aufmärsche mit wachsender Sorge. Insbesondere auch deshalb, da nicht gegen Corona protestiert wird, sondern gegen die Maßnahmen, die dafür sorgen sollen, dass diese Pandemie beendet werden könnte.

Und auch wenn wir nicht auf die Menschen im Einzelnen schauen wollen, die dabei mitlaufen, so müssen wir doch unweigerlich darauf schauen, woher diese Bewegung kommt. Rechtsextreme instrumentalisieren die vermeintlich harmlose Tätigkeit des Spazierens, um sich mit dieser Strategie in die Mitte der Gesellschaft zu begeben. Dadurch wollen sie rechtsextreme Forderungen normalisieren und Demokratiezweifel sähen, geben sich dabei aber stets als Opfer oder Märtyrer. Die Grundlage der gestellten Forderungen ist dabei so absurd wie sie gefährlicher kaum sein kann. Was nicht vergessen werden darf ist, dass dieselbe politische Bewegung andernorts bereits Journalist:innen, Politiker:innen, Wissenschaftler:innen und aktive Menschen aus der Zivilgesellschaft regelmäßig bedroht, bei Demonstrationen angreift und anderweitig einschüchtert.

Wir sind Teil einer aktiven Zivilgesellschaft und wollen solche Zustände nicht für Bad Nauheim, da wir der festen Überzeugung sind, dass Verschwörungstheorien sowie Wissenschafts- und Demokratiefeindlichkeit hier nichts zu suchen haben.

Schon vor der Pandemie mussten wir für Veranstaltungen Sicherheitspersonal engagieren, um uns konsequent vor rechten Aktionen auf unseren Events schützen zu können. Jetzt wo wir keine Veranstaltungen mehr machen können, sind es eben diese Rechtsideologen, die dafür sorgen, dass das Pandemiegeschehen nicht eingedämmt werden kann. Auf Kosten aller, ohne Rücksicht und ohne jede Form der Solidarität, gefährden diese Personen nicht nur andere Menschen, sondern auch Demokratie und Kultur.

Theater, Konzerte, Kunstausstellungen, Lesungen, Kino, Straßenfeste und vieles mehr; all das wollen wir wieder zurück, aber all das hat schon immer nur dann funktioniert, indem wir alle gemeinsam und solidarisch daran mitwirken konnten.

Wir wollen uns gegen jene wehren, die unsolidarisch sind, uns spalten wollen und dabei sich selbst auch noch als Opfer stilisieren. Wir als Bad Nauheimer Verein haben nicht nur eine demokratische Verpflichtung, sondern stehen auch gerne in der wissenschaftsorientierten Tradition dieser Stadt. Wir wissen, dass die Bürger:innen dieser Stadt besser sind, als sich von rechtsextremen Strategien blenden zu lassen. Wir hoffen darauf, dass unsere Zivilgesellschaft sich in der Öffentlichkeit, aber auch im Privaten, entschieden gegen getarnten Hass, verharmloste Hetze und gefährliche Verschwörungstheorien stellen wird.

Bleibt gesund und lasst euch impfen
Euer JUKA e. V.